Factoring Informationen, Finanzierung

Was ist Forfaitierung?

Forfaitierung ist sowohl der Verkauf offener Forderungen gegen einen ausländischen Kunden als auch ein Refinanzierungsmittel bei Leasinggeschäften. Neben dem Ausdruck Forfaitierung benutzen die Beteiligten auch den Begriff Forfaiting. Die Bezeichnung stammt von der französischen Vokabel à forfait, die „in Bausch und Bogen“ bedeutet. Damit ist gemeint, dass die Forderung gegen einen Käufer als ein Ganzes, also mit allen damit verbundenen Risiken, vom Forfaiteur angekauft wird. 

Die Risiken bei dem Forderungsankauf bestehen aus:

Delkredererisiko

Politische Risiken

Währungsrisiko

Bei einem ausländischen Abnehmer lässt sich die Bonität schwieriger beurteilen als bei einem Käufer im Inland. Dazu kommen politische Risiken, wie Zahlungsverbote oder Embargos. Wenn die Rechnung nicht in Euro ausgestellt wird, besteht außerdem das Risiko, durch Kursschwankungen einen Verlust zu erleiden. Um diese Risiken auszuschließen, kann ein deutscher Exporteur offene Forderungen gegen seine ausländischen Kunden an eine Bank oder ein auf Forfaitierung spezialisiertes Finanzunternehmen verkaufen. 

Forfaitierungen sind in der Regel regresslos. Das bedeutet, dass bei einer echten Forfaitierung die genannten Risiken komplett auf den Forfaiteur übergehen. Bei einer unechten Forfaitierung muss der Exporteur, auch Forfaitist genannt, das erhaltene Geld an den Forfaiteur zurückzahlen, falls sein Kunde bei Fälligkeit der Rechnung nicht zahlt. In der Praxis sind unechte Forfaitierungen nur in Ausnahmefällen zu finden.

Voraussetzungen für eine Forfaitierung

Folgende Voraussetzungen müssen für eine Forfaitierung erfüllt sein: 

  • sowohl Exporteur als auch Importeur verfügen über eine einwandfreie Bonität
  • es handelt sich um eine hohe Forderung ab circa 50.000,00 Euro oder Gegenwert in Fremdwährung
  • das Zahlungsziel liegt zwischen einem Jahr und acht Jahren, bei einigen Anbietern auch bis zu zehn Jahren
  • der rechtliche Bestand der Forderung, auch Verität genannt, ist gegeben. Das bedeutet, dass es keine Einwände des Käufers gegen die Ware oder Dienstleistung gibt und dass keine Rechte Dritter bestehen.
  • der Importeur stellt Sicherheiten in Form von Garantien, Wechselavalen, Bankavalen oder Akkreditiven

Exportfinanzierung dank Forfaitierung leicht gemacht

Der Verkauf einer Maschine, einer kompletten Anlage oder einer neuen Software an einen ausländischen Kunden ist mit zahlreichen Risiken behaftet. Dazu kommt, dass die Importeure im Ausland häufig längere Zahlungsziele fordern, als es in Deutschland üblich ist. Wenn der Rechnungsbetrag über Summen ab 50.000,00 Euro lautet, sollte sich der deutsche Exporteur gegen die Risiken aus dem Geschäft absichern. Dazu bietet sich der Forderungsverkauf an. 

Sobald die Forderung aus dem Exportgeschäft an einen Forfaiteur verkauft ist, steigt die Liquidität des Exporteurs sofort an. Da es sich in der Regel um eine echte Forfaitierung handelt, muss der Verkäufer außerdem keinen Zahlungsausfall befürchten. Das erhaltene Geld, also die Rechnungssumme abzüglich Zinsen und Gebühren für den Forderungsankauf, steht schon kurze Zeit nach Lieferung der Ware oder der Dienstleistung zur Verfügung. Dank günstiger Konditionen handelt es sich um eine Exportfinanzierung mit niedrigen Kosten. 

Auch zur Leasingrefinanzierung geeignet

Wenn ein Leasingeber ein teures Objekt, wie eine Maschine oder ein Fahrzeug, kauft, verringert der Kauf seine Liquidität. Der Leasingnehmer mietet das Objekt und zahlt über mehrere Jahre die vereinbarten Leasingraten. Diese Zahlungsansprüche kann der Leasinggeber an eine Bank oder ein anderes Finanzinstitut verkaufen. Dadurch steigt der Cashflow und es steht frisches Kapital für den Kauf neuer Leasingobjekte zur Verfügung. Außerdem zieht die Bank die Leasingraten direkt von dem Leasingnehmer ein. Dadurch verringert sich auch der administrative Aufwand für den Leasinggeber. 

Vorteile für Unternehmer durch Forfaitierung

Bei vielen Exportgeschäften mit hohen Summen verlangt der Käufer ein langfristiges Zahlungsziel von mehreren Jahren. Um trotzdem sofort Liquidität aus dem Geschäft zu erhalten, kann der Exporteur die Forderung verkaufen. Der Forfaiteur übernimmt auch das Inkasso bei Fälligkeit. Gleichzeitig dient die Forfaitierung der Risikoabsicherung. Der Forfaitist muss sich bei einer Rechnung in Fremdwährung nicht gegen Wechselkurverluste absichern. Außerdem umgeht er politische Risiken und Zahlungsausfälle. Dadurch fallen für den deutschen Verkäufer auch keine Kosten für eine Exportkreditversicherung an. Zusätzlich sorgt der Forderungsverkauf für eine Entlastung der Bilanz. 

Diese Unternehmen profitieren von Forfaitierung

Eine Forfaitierung eignet sich besonders für Unternehmen, die diese Geschäfte abwickeln:

  • Exporteure mit hohen Auftragssummen und langen Zahlungszielen
  • Verkäufer, die schnelle Liquidität für einen einzelnen Geschäftsabschluss erhalten möchten
  • Leasinggeber, die das gekaufte Objekt refinanzieren möchten

Unterschied Factoring und Forfaitierung

Rechtlich handelt es sich bei beiden Finanzierungsformen um den Verkauf offener Forderungen an ein Finanzunternehmen. In der Abwicklung zeigen sich jedoch einige Unterschiede:

  • beim Factoring verkauft der Kreditor fortlaufend Forderungen mit geringeren Beträgen, während es sich bei der Forfaitierung um den Verkauf einer einzelnen Forderung mit einem hohen Betrag handelt
  • der Forfaiteur erbringt neben dem Inkasso keine weiteren Dienstleistungen, während der Factor auch die Debitorenbuchhaltung übernimmt
  • beim Factoring liegen die Zahlungsziele bei maximal 90–120 Tagen, bei der Forfaitierung bei mehreren Jahren
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