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Delkredere: Das Risiko eines Forderungsausfalls

Häufig stellen Unternehmen für Waren oder Dienstleistungen eine Rechnung mit Zahlungsziel aus. Der Verkäufer ist also des Glaubens (italienisch del credere), dass der Käufer bei Fälligkeit der Rechnung sowohl zahlungswillig als auch zahlungsfähig ist. Das ist jedoch nicht immer der Fall. Der Abnehmer kann sich weigern, die Rechnung zu bezahlen. Gründe für die Zahlungsunwilligkeit können Unzufriedenheit mit dem gelieferten Produkt oder fehlender Weiterverkauf sein. Falls der Käufer zum Zahlungstermin die Rechnungssumme nicht aufbringen kann oder sich sogar in der Insolvenz befindet, liegt eine Zahlungsunfähigkeit vor. In beiden Fällen erhält der Verkäufer nicht den erwarteten Zahlungseingang, wodurch die eigene Liquidität belastet wird.

Um das Delkredererisiko auszuschließen, bietet der Finanzmarkt verschiedene Produkte mit einer sogenannten Delkrederefunktion an. Dabei übernimmt ein Dritter das Risiko eines Zahlungsausfalls. Zu den bekanntesten Produkten mit einer Delkrederefunktion gehören:

Was ist Delkredere?

Die Finanzwelt hat die italienische Vokabel in der Schreibweise Delkredere übernommen und bezeichnet damit zwei Vorgänge:

einen Garantievertrag bei Kommissionären und Handelsvertretern

das Risiko eines Forderungsausfalls

Wenn ein Handelsvertreter einen Geschäftsabschluss vermittelt, kennen sich Verkäufer und Käufer häufig nicht. Daher ist für den Verkäufer die persönliche Haftung des Handelsvertreters wichtig. Falls der Käufer seiner Zahlungsverpflichtung nicht nachkommt, muss der Handelsvertreter die Zahlung übernehmen. 

Vor allem Existenzgründer und Kleinunternehmer mit geringen finanziellen Rücklagen müssen das Risiko eines Zahlungsausfalls befürchten. Die Unternehmer schließen das Geschäft mit dem Käufer ab und räumen dem Abnehmer ein Zahlungsziel ein. Dadurch tragen die Verkäufer das Delkredererisiko. Wenn der Käufer bei Fälligkeit nicht zahlt, wirkt sich der Forderungsausfall negativ auf das Unternehmen des Verkäufers aus. Dabei verliert der Kreditor nicht nur den Rechnungsbetrag, sondern es entstehen weitere Kosten für ihn.

Delkredererisiko: Hauptforderung und Nebenforderungen

Das Risiko eines Forderungsausfalls wird auch als Inkassorisiko, Debitorenrisiko oder Zahlungsausfallrisiko bezeichnet. In jedem Fall beinhaltet der Begriff die Gefahr, dass ein Zahlungspflichtiger eine offene Rechnung überhaupt nicht, nicht fristgemäß oder nicht in voller Höhe bezahlt. Neben dem Verlust der Hauptforderung in Höhe der Rechnungssumme können dem Verkäufer weitere Kosten durch diese Nebenforderungen entstehen:

  • Verzugszinsen und Überziehungszinsen 
  • Vertragsstrafen 
  • Mahngebühren 
  • Schadensersatzforderungen


Auch wenn ein Verkauf mit Zahlungsziel mit Risiken verbunden ist, verwenden viele Firmen die verzögerte Bezahlung als wichtiges Argument zur Gewinnung neuer Kunden.

Zahlungsziele zur Kundengewinnung

Um neue Kunden zu gewinnen oder den Umsatz zu steigern, bieten Dienstleister und Hersteller oft großzügige Zahlungsziele zum Bezahlen der Rechnung an. Die Lieferung der Ware oder die Erbringung der Dienstleistung erfolgen sofort. Der Zahlungseingang wird jedoch erst in 30 bis 90 Tagen erwartet, in einigen Fällen auch noch später. Damit übernimmt der Verkäufer das Delkredererisiko, also die Gefahr eines Zahlungsausfalls.

Negative Auswirkungen des Delkredererisikos

Das Delkredererisiko kann negative Auswirkungen auf die Firma des Verkäufers haben. Wenn die erwarteten Gelder nicht pünktlich oder nicht in voller Höhe auf dem Geschäftskonto eingehen, können eigene Lieferantenrechnungen nicht bezahlt werden. Die Gehälter der Mitarbeiter sind gefährdet und auch die Sozialversicherungen und das Finanzamt erhalten die Zahlungen nicht zu den festgelegten Terminen. Wenn dann noch die Miete für die Geschäftsräume ausfällt oder die Raten für einen Bankkredit nicht bedient werden können, ist der eigene Betrieb schnell in der Insolvenz. Um das Risiko zu vermeiden, bieten sich Finanzprodukte mit einer Delkrederefunktion an.

Delkrederefunktion als Schutz vor Forderungsausfall

Wenn sich ein Unternehmen für ein Finanzprodukt mit einer Delkrederefunktion entscheidet, gibt es das Delkredererisiko an einen Dritten ab. Je nach Produkt übernimmt eine Bank, eine Versicherung oder ein Factor das Zahlungsausfallrisiko. Dafür erhält der Finanzdienstleister eine Gebühr sowie Zinsen für die vorzeitige Auszahlung der Rechnungssumme. Unternehmen, die die Delkrederefunktion nutzen möchten, sollten darauf achten, einen Vertrag über eine echte Forfaitierung beziehungsweise echtes Factoring abzuschließen.

Die Delkrederefunktion beim echten Factoring

Die Anbieter unterscheiden zwischen echtem und unechtem Factoring. Bei beiden Varianten übernimmt der Factor eine Dienstleistungsfunktion und eine Finanzierungsfunktion. Um Gegensatz zum unechten Factoring kommt beim echten Factoring noch die Delkrederefunktion hinzu. Der Kreditor verkauft fortlaufend offene Forderungen an den Factor. Der Factor zahlt innerhalb von 48 Stunden 80 % des Rechnungsbetrages an den Kreditor aus. Die Summe erhöht sofort die Liquidität des Verkäufers. Es handelt sich um einen Zahlungseingang, der als Eigenkapital in der Bilanz verbucht wird. Zahlt der Debitor bei Fälligkeit der Rechnung nicht oder nur einen Teilbetrag, trägt der Factor den Verlust. Der Kreditor erhält die restlichen 20 % der Rechnungssumme abzüglich Zinsen und Gebühren für den Forderungsverkauf.

Delkrederefunktion auch bei Forfaitierung und Delkredereversicherung

Auch eine echte Forfaitierung und eine Delkredereversicherung beinhalten eine Delkrederefunktion. Forfaitierungen eignen sich bei Leasinggeschäften oder bei hohen Rechnungssummen mit mehrjährigen Zahlungszielen. Eine Delkredereversicherung schließen vor allem Exporteure ab, die im internationalen Außenhandel tätig sind. Über die Versicherung werden Länderrisiken und Währungsrisiken abgesichert.

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