Finanzierung
Unternehmensfinanzierung ohne Bank

Eine Unternehmensfinanzierung ohne Bank ist ohne großen Aufwand möglich. Vor allem kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bietet der Finanzmarkt eine Vielzahl an Möglichkeiten, eine Finanzierung ohne Bank zu realisieren. In diesem Ratgeber stellen wir Ihnen die wichtigsten bankenunabhängigen Unternehmensfinanzierungen vor:

Mezzaninekapital

Leasing

Finetrading

Bankenunabhängige Finanzierungsarten

Ein Unternehmer oder Existenzgründer kann eigenes Kapital in seine Firma investieren oder Familie und Freunde nach finanzieller Unterstützung fragen. Diese Gelder sind in der Regel aber begrenzt und reichen nicht für größere Investitionen aus. Wenn die Produktpalette erweitert werden soll, ein Großauftrag ansteht oder die Geschäfte so gut laufen, dass die Belegschaft aufgestockt werden kann, benötigt ein Unternehmen größere Summen. In diesen Fällen bieten sich alternative Finanzierungsformen an, über die schnell und unbürokratisch frische Liquidität in das Unternehmen kommt.

Mezzaninekapital

Mezzaninekapital ist eine Mischung aus Eigenkapital und Fremdkapital. Daher wird diese Finanzierungsart auch als Hybridkapital bezeichnet. Ein Unternehmen erhält Geld von Investoren, ohne dass die Geldgeber ein Mitbestimmungsrecht erhalten oder Einfluss auf geschäftliche Entscheidungen nehmen können.

Beispiele für eine Kapitalbeschaffung durch Mezzaninekapital sind:

  • Optionsanleihen
  • Wandelanleihen
  • Genussscheine
  • Stille Beteiligungen
  • Nachrangdarlehen
  • Gesellschafterdarlehen

In der Regel wird das Mezzaninekapital dem Eigenkapital eines Unternehmens zugeordnet. Durch die höhere Eigenkapitalquote steigen Rating und Bonität der Firma, was zu besseren Konditionen bei Kreditgebern oder Geschäftspartnern führt. Denselben Effekt auf die Bilanz hat der Verkauf offener Forderungen an einen Factoringanbieter.

Factoring

Bei der Unternehmensfinanzierung Factoring verkauft ein Unternehmen offene Rechnungen an einen Factoringanbieter. Es handelt sich um Rechnungen mit einem Zahlungsziel von 30–90 Tagen. Nach Ausstellung der Rechnung erhält der Factor eine Kopie, die online hochgeladen wird. Die Mitarbeiter des Factoringunternehmens prüfen die Rechnung und überweisen innerhalb kurzer Zeit 80 %–90 % der Rechnungssumme an den Verkäufer, der auch als Kreditor bezeichnet wird. Sobald der Käufer, auch als Debitor bekannt, bei Erreichen des Zahlungsziels die Rechnung bezahlt, überweist der Factor den Restbetrag.

Die Kosten für den Forderungsankauf wie Zinsen, Factoringgebühr und Prüfgebühr zur Überprüfung der Debitorenbonität stellt der Factor dem Kreditor monatlich oder quartalsweise in Rechnung. Wenn es sich um Full Service Factoring handelt, übernimmt der Factor neben der Finanzierungsfunktion auch die Delkrederefunktion. In dem Fall trägt der Factoringanbieter das Ausfallrisiko, falls der Debitor nicht zahlt. Außerdem entlastet der Factor den Kreditor, indem er die Debitorenbuchhaltung und das Forderungsmanagement übernimmt. Eine weitere Finanzierung ohne Bank ist das Leasing von Anlagegütern.

Leasing

Leasing oder Mietkauf bedeutet, dass ein Unternehmen ein Wirtschaftsgut nicht selbst kauft, sondern von einer Leasinggesellschaft oder direkt von dem Hersteller mietet. Vor allem für Existenzgründer ist Leasing häufig eine einfache Möglichkeit, den Laden einzurichten, Maschinen anzuschaffen oder die benötigten Firmenfahrzeuge zu erhalten.

Die wichtigsten Leasingarten im gewerblichen Leasing sind:

  • Operatives Leasing oder Operate Leasing: Der Leasinggeber kauft oder baut das Leasingobjekt und vermietet es an mehrere Leasingnehmer nacheinander. Die Leasingnehmer entlasten ihre Liquidität, da sie nicht den vollen Kaufpreis aufbringen müssen. Nach Ablauf des Leasingvertrages kann der Leasingnehmer das Leasingobjekt zurückgeben und sich für ein neueres Modell entscheiden.
  • Finanzierungsleasing oder Financial Leasing: Der Leasinggeber kauft oder baut das Leasingobjekt ausschließlich für einen Leasingnehmer. Nach Ablauf der Leasingdauer übernimmt der Leasingnehmer das Objekt zu einem im Leasingvertrag vereinbarten Preis. Die Finanzierung erfolgt über die Leasingraten sowie den Restbetrag bei Ablauf der Leasingzeit. Der Leasingnehmer hat keine Möglichkeit, den Leasingvertrag zu kündigen.
  • Sale and Lease Back: Der Leasingnehmer kauft oder besitzt das Leasingobjekt. Er verkauft das Objekt an den Leasinggeber und mietet es zurück. Dadurch erfolgt eine rückwirkende Finanzierung zur Steigerung der Liquidität des Leasingnehmers.

Statt Anlagegüter zu mieten, kann ein Unternehmen auch einen Finetrader beauftragen, das benötigte Objekt vorzufinanzieren.

Finetrading

Bei dieser Unternehmensfinanzierung sind drei Vertragsparteien beteiligt:

  1. Unternehmen, das als Abnehmer kurzfristig Ware oder Betriebsmittel benötigt.
  2. Lieferant, der die benötigten Güter liefert.
  3. Finetrader, der von dem Abnehmer beauftragt wird, die benötigten Güter bei dem Lieferanten zu kaufen.

Der Finetrader bestellt die Ware und bezahlt sofort die Rechnung des Lieferanten. Gleichzeitig schließen Abnehmer und Finetrader einen separaten Vertrag über die Bezahlung der Bestellung ab. In diesem Vertrag wird ein Zahlungsziel von 90–120 Tagen vereinbart. Dadurch wird die Liquidität des Abnehmers bis zum Verkauf der produzierten Stücke geschont.

Gründe für eine Finanzierung ohne Bank

Die große Auswahl an alternativen Unternehmensfinanzierungen zeigt, dass sich immer mehr Betriebe für eine Finanzierung ohne Bank entscheiden. Einer der Gründe ist die erschwerte Kreditvergabe bei Banken und Sparkassen. Durch die verschärften Anforderungen an die Eigenkapitalvorschriften für Kreditinstitute, auch als Basel II und Basel III bezeichnet, verlangen die Banken immer höhere Sicherheiten oder lehnen Darlehen an Unternehmen aus dem Mittelstand oder an Start-ups komplett ab. Hier springen Finanzplattformen und Dienstleister aus der Finanzbranche wie Leasinggesellschaften und Factoringanbieter als neue Finanzpartner ein. Unternehmen aus dem Mittelstand profitieren von den verschiedenen Angeboten, müssen aber auch einige wichtige Aspekte beachten.

Vorteile und Nachteile einer bankenunabhängigen Finanzierung

Der Finanzmarkt bietet KMU eine Auswahl verschiedener bankenunabhängiger Finanzierungsmöglichkeiten, die auch von Einzelunternehmen und Start-ups genutzt werden können. Die Unternehmen erhalten schnelle Liquidität zur Deckung der laufenden Kosten. Dadurch muss der Kontokorrentkredit auf dem Geschäftskonto nicht in Anspruch genommen werden und der Betrieb spart Zinsen. Außerdem können die Unternehmer von Skontoabzügen, Steuervorteilen und einer höheren Eigenkapitalquote in der Bilanz profitieren.

Die Nachteile einer Unternehmensfinanzierung ohne Bank können in höheren Kosten liegen. Hier lohnt sich ein Vergleich der Gebühren und Zinsen mit einem klassischen Bankkredit. Außerdem sind nicht alle alternativen Finanzierungsarten für jede Branche geeignet. Bei gemieteten Wirtschaftsgütern wird das Unternehmen kein Eigentümer, sondern muss die Güter gegebenenfalls wieder zurückgeben. Außerdem muss die IT-Struktur des Unternehmens den Anforderungen des Geldgebers entsprechen.

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